
„Die Jungen wollen’s wissen, die Alten reden nicht.“
„Die Jungen hören nicht zu.“ Beide Wahrnehmungen äußerten Teilnehmer der Online-Lesungen „Wende-Perspektiven“. Dazu hatten Silvia Grasse, Kommunale Integrationskoordinatorin von Sebnitz, Klara Zeitler vom Verein „Arbeit und Leben Sachsen“ und die Stadtbibliothek eingeladen. Zu beiden Zoom-Konferenzen schalteten je 20 Teilnehmer ihre Rechner an: Erfahrene, die einen Teil ihres Lebens in der DDR gestaltet hatten, und auch einige „in jener Zeit-Unerfahrene“, geboren in der BRD oder in den 1980ern und später.
Die einen wie die anderen Teilnehmer widerlegten die Eingangszitate. Denn sie hörten Gespräche aus dem Buch „Die anderen Leben“, die die Autorinnen und Filmemacherinnen Dörte Grimm und Sabine Michel zwischen Angehörigen zweier Generationen festhielten.
Die Gespräche korrigieren die lange und ausschließlich verwendete Reduzierung auf Staatssicherheit oder FKK-Urlaub als vermeintlich genügende Beschreibung des DDR-Alltags. Sie lassen Einblicke v.a. in das Fühlen der Gesprächspartner zu und verhelfen dazu, sich in eine andere Zeit hineinzuversetzen.
Das gelang auch Petra Pansch in der zweiten Veranstaltung. Die Journalistin erzählt von ihrem Alltag in den 1980ern zwischen Berufstätigkeit in der Lokalredaktion der Sächsischen Zeitung, Familiengründung und – Ausreiseantrag. Das gelingt ihr dicht und emotional, als wäre das alles gerade ein Jahr her. Gerade das sind die Stärken beider Bücher. Sie sind jetzt in der Stadtbibliothek verfügbar; die online- und Hörbuchausgaben kommen bald hinzu.
Wir danken unseren Teilnehmern sowie Silvia Grasse und Clara Zeitler für ihre maßgebliche Unterstützung bei dieser Premiere.
Träger des Projekts „Geh mit! Gehstrukturen aufsuchender politischer Bildungsarbeit für den ländlichen Raum“ ist der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben.